Die Mieter im Hause des Künstlers

Fekete-Haus

Mieter-Haus

Nur ein paar Kilometer sind es zu dem Haus, das ich und auch meine Mutter so viele Jahre schon nicht mehr besucht hatten. Nach umfangreichen Renovierungen wohnen Rudi und Biggi hier. Wir kennen uns nur aus so manchem telefonischen Mieter-/Vermieter-Kontakt. Er ist selber Geschäftsführer eines Altersheims und sie begrüßen uns herzlich. „Lange her, dass Sie hier waren, nicht? Kennen Sie noch a bisserl was?” „Ja sicher! Und mit welchen Gedanken befrachtet ich hier immer ankam…” antwortet Mutti bedeutungsschwer. Sie stapft, die Arme am Körper kraftvoll schwingend, wohlgemut die Einfahrt herauf. Bei der Hausführung versuchen wir, die unvergleichliche Einrichtung Estebans mit seinen Bücher‚regalen‘ aus von ihren Schwerstlasten durchgebogenen, rohen Pressspanplatten auf Kalksandsteinen vom Baumarkt, dem aus Farbholzschnitt-Druckstöcken selbst gezimmerten, weit ausladenden ‚Sofa‘, dem Flügel, seinen vielen Skulpturen und Farbholzstöcken und -schnitten an den Wänden auf das zu projizieren, wie es jetzt ist. Für mich am schönsten ist das Wiedersehen des großen Ateliers oben, wo Ursel und Esteban immer zur ‚blauen Stunde‘, dem Sonnenuntergang, still oder von klassischer Musik begleitet, stundenlang gesessen hatten. Im Keller erinnert natürlich gar nichts mehr an die Druckwerkstatt von einst.
Anm.: s.a. „Das Haus auf dem Stetteritz“

Und dann der riesige Garten. Meine Mutter steht gedankenvoll, blickt nach unten auf den Rasen. Bückt sich und pflückt, in einer für sie unvergleichlich typischen Geste, vorsichtig ein Gänseblümchen. Hält es hoch, schaut es an, zeigt es mir, lächelnd. „Ein ganzes Leben zieht da an dir vorbei, hm?” frage ich. „Ja, es ist praktisch… Na ja, eine Etappe! Finde ich schön, dass du das nochmal mit mir machst!” Die Vögel zwitschern, ihr Blick wandert die schier endlos hohe Silberpappel hoch. Wir sind alleine. Rudi und Biggi sind im Haus, keiner stört. Nur die Hunde und Katzen streichen um unsere Beine. Wir haben gefühlt alle Zeit der Welt. „Bequem wars… NIE!     Hoch, im Überschwang, ja.    Gelegentlich.“ Die Worte kommen langsam, zwischen Schritten über den großen Rasen. Die Sätze bleiben unvollendet. Zielstrebig beschleunigt sie Ihre Schritte und setzt sich auf das Polster einer wunderbar gemütlichen Holzpaletten Sitz-Landschaft im hinteren Teil des Gartens. Faltet die Hände im Schoß. Schaut wieder langsam und lange den Baum hoch zur großen, im Wind raschelnden Krone.

Von uns unbemerkt ist in der Zwischenzeit liebevoll eine lange Tafel gedeckt worden. Und so finden wir uns, je wärmer das Licht der Nachmittagssonne wird, immer mehr wie auf einem der so stimmungsvollen Picknick-Stillleben von Matisse wieder. Der Tisch bricht förmlich vor Köstlichkeiten. Schnell sind wir beim ‚Du’. Wir schlemmen, die Gespräche fließen, obwohl wir uns ja eigentlich gar nicht kennen. Es liegt viel Wertschätzung in der Luft. Was für ein Geschenk.

Kurz vor Sonnenuntergang verabschieden wir uns herzlich und fahren einmal den Hang hinunter zum Friedhof.

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Video – Portrait

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