Einladung
Kulturhistorischer Verein Roßdorf
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„Termine“

Ausstellung „Auf Linie gebracht“Fekete: Drei Bäume, drei Pforten. Aquarell und Gouache, 1952 (Foto: Horst Bathon)

am 19. Juni 2016

Begrüßung:
Ursula Bathon
Kulturhistorischer Verein Roßdorf

Grußworte:
Klaus Peter Schellhaas –
Landrat des Landkreises Darmstadt-Dieburg

Eröffnungsrede in die Ausstellung
„Auf Linie gebracht –Vier Lichtenberg-Preisträger stellen aus“
Dr. Roland Held
Darmstadt

Im heißen Sommer 2003 lief hier im Haus schon mal eine Ausstellung mit Zeichnungen, Zeichnungen allein von Esteban Fekete. Da wir ihn damals noch quicklebendig unter uns hatten, eröffneten wir nicht mit einer Rede, sondern mit einem Zwei-Personen-Podiumsgespräch zum Thema Zeichnung, das ich mit dem Künstler führen durfte. Ich zitiere ihn im folgenden wortwörtlich: „Es ist 22 Jahre her. Ein damals alter Kollege, inzwischen ist er verstorben, gute Erscheinung, war Professor hier an der TH Darmstadt und sagte: ‚Esteban, ich habe ein süßes Modell. Willst du Akt zeichnen?’; Ja, warum nicht. Das kostet nicht soviel. Ich bin hingegangen, und der erste Schock war, daß das Mädchen wirklich schön war, der zweite, daß der alte Herr, mein lieber Kollege, da gestanden hat mit einem weichen Bleistift in der einen Hand und einem Radiergummi in der anderen. Das war fürchterlich. Ein Radiergummi ist mir verpönt. Was er gezeichnet hat, das war ein Gemälde mit Graphit gemacht, alles schwarz-weiß oder grau-weiß modelliert, und dauernd radierte er etwas. Ich habe schnell gezeichnet und zwar ihn. Da hing dann diese Zeichnung dort; ich war bald fertig, denn entweder gelingt etwas oder es gelingt nicht. Wir haben dann verglichen; er war fürchterlich enttäuscht von meiner Zeichnung wie ich von seiner. Das Erlebnis war die unterschiedliche Auffassung.“.

Fotoimpressionen der Vernissage

Fotos: K L S, PrePress, Repro aus Roßdorf, Nikolaus Seiwald

Eine Nachbetrachtung von Ursula Paschke

Besucher der Fekete-Galerie im Museum Roßdorf werden zur Zeit überrascht sein von einer hier vergleichbar bisher noch nie erlebten Helligkeit. Die lichte Atmosphäre ist der Beschränkung auf eine einzige Farbe, schwarz auf weißem Papier, zu verdanken. Unter dem Titel der am 19. Juni 2016 eröffneten Ausstellung „Auf Linie gebracht -Vier Lichtenberg-Preisträger stellen aus“ läßt sich staunend studieren, auf welch unterschiedliche Weise sich hier vier preisgekrönte Künstler des Landkreises Darmstadt-Dieburg auch solcher Voraussetzung zu stellen wußten.

An Feketes unverwechselbaren Farbholzschnitten wird zu Recht der Reichtum an Farbnuancen bewundert, der sich den zart übereinander gedruckten, fein gemaserten   Holzplatten verdankt, die geduldiges Entschlüsseln des Betrachters verlangen. Interessanterweise ist hier seine stets durchgehende, mal kraftvoll, mal zarte, klare Linienführung der Rohrfeder-Zeichnungen ganz im Gegensatz dazu sparsam und immer eindeutig. Auf Reisen und Wanderungen waren ihm Stift und Skizzenheft stets zuverlässige Begleiter.

Bettina Bergstedt schreibt im Darmstädter Echo 5.7.2016 vom „begnadeten Zeichner Kurt Wilhelm Hofmann (Lichtenberg-Preisträger 2013), dessen Malweise aus oft sehr dichten Stricheleien plastische Gebilde in den Raum wachsen lassen, die die jeweilige Oberfläche fast greifbar erscheinen läßt. Die Geweihe, auf dem weißen Untergrund schwebend, werden durch eine relativ glatte Oberfläche charakterisiert, die schwerelosen, fast schwebenden Nester aber durch Dichte, durch eine Fülle an Holzmaterial, das kreuz und quer fein verwoben eine feste Struktur bildet, einen sicheren Rückzugsort.“

Martin Konietschke (Lichtenberg-Preisträger 2009) präsentiert Grafiken, Bronzen und ebenfalls Zeichnungen, bei letzteren „zeigt er eine ganz andere Strichtechnik als Hofmann, indem Konietschke nur die Umrisse fein strichelt, mit aufgebrochenen und fast zittrigen Linien wirken die Menschen, die er überwiegend darstellt, wie flüchtige Gestalten. Schatten werden durch durchscheinende, schnell auf das Papier geworfene Aquarellstriche angedeutet: „Das Tanzpaar“ (Bleistift, laviert) wird jeden Moment eine andere Haltung einnehmen. Da kommt die offene Malweise gerade recht.“

Leo Leonhards „Linien“, er war nach Fekete 1982 der zweite Lichtenberg-Preisträger, sind fein und Gemälden ähnlicher als Grafik. „Seiner Radierung ‚Porträt Lichtenberg‘ ist neben einer kleinen Frauengestalt und einem Skelett sogar ein Text zugefügt, in dem der Physiker und Aphoristiker Lichtenberg mit Ironie auf seine körperliche Behinderung, Kleinwüchsigkeit und einen Buckel hinweist:

„Herz und Kopf liegen da enger beieinander und die Entschlüsse können noch ganz warm ratifiziert werden.“

Das Museum Roßdorf mit seiner sorgsamen Präsentation von vier Lichtenberg-Preisträgern, die ihrer Ernennung alle Ehre machen, lohnt wiederholte Besuche, es   ist ein verlockender Ort für Stille und Kontemplation.