Meine Kindheit ist aufs Engste mit Esteban Fekete verknüpft. Als ich 12 Jahre alt war, lernten meine Mutter und mein Vater, anlässlich eines Besuches seiner Cousine in Darmstadt, Esteban auf einer Ausstellung kennen. Sehr schnell entspann sich eine Liaison zwischen den beiden, die enger kaum hätte sein können. Er profitierte davon, dass er in ihr eine Galeristin gewann, die ihm bis zu seinem Tod sowohl treue Dienste leistete, aber auch „Kontra“ gab, wo er, impulsiv und kompromisslos wie er war, einmal übers Ziel hinausschoss. Für meine Mutter war es ein Geschenk, durch ihn wieder und wieder bis an die Grenze ihrer Komfortzone gefordert und gefördert zu werden und sich damit endlich aus dem Schatten ihrer Kindheit emanzipieren zu können. Warum es auch für mich ein Segen war, ist hier nachzulesen.
Meine Mutter wurden 88 Jahre. In ihren letzten fünf Jahren, nach dem Tod meines Vaters, manifestierte sich bei ihr mehr und mehr eine Demenz. Zweieinhalb Jahre vor ihrem Tod holten wir, meine Frau und ich, sie zu uns nach Bayern in ein Altersheim. Es sollten wunderbare, reiche Jahre werden, in denen sie, im Kreise meiner Familie mit 3 Kindern und damals 2 Enkeln, noch einmal aufblühte und glücklich war. Ein halbes Jahr vor ihrem Tod machte ich mit ihr einen Roadtrip im VW-Bulli einmal rund um Deutschland. 3000km lang. 12 Tage und Nächte, die meisten davon im Bus. Ein Reigen von 25 Stationen und 75 Besuchten. An deren Ende sie noch fast fitter war als am Anfang. Definitiv aber fitter als ich.
Darüber, über den Roadtrip (Teil 1) und unsere Begleitung während ihrer Demenz (Teil 2), schrieb ich das Buch „Eine Reise ins Selbst. Oder auch: Keine Angst vor Demenz“. Das Wiedersehen des Hauses von Esteban in Roßdorf-Gundernhausen während des Roadtrips entfaltet sich hier, der Besuch der Fekete-Galerie ist hier und der von Estebans Grab ist hier und der Besuch beim befreundeten Galeristen hier nachzulesen.
Als Buch-Cover wählte mein Neffe Paul Rutrecht, der mittlere Sohn meiner Schwester Almut, den frühen Holzschnitt „Liegender Akt mit Kater“, WVZ Nr. 16 von 1960.
Ich interpretiere es so: der Kater schaut auf die Frau. Wissend, wer sie ist und was sich in ihrem Leben noch alles ereignen wird. Sie weiß es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Im Laufe der Demenz erfährt meine Mutter die Gnade, immer mehr zu der werden zu können, die sie sich Zeit ihres bewussten Lebens oft nicht getraut hatte, zu sein.
Das Buch ist über ISBN 978-3-8190-6112-7 im Buchhandel erhältlich. Hier können Sie gerne Details und Leserstimmen nachlesen.
Reimar Paschke, Königsbrunn
Vier Erinnerungen eng mit Esteban Fekete verbunden von Reimar Paschke:
Wie wurde meine Mutter Ursula Paschke zur Galeristin…
Besuch der Fekete-Galerie…
Die Mieter im Hause des Künstlers
Das Grab des Künstler-Freundes
Der Galerist
Anm.: Alle Personen, Situationen und Orte sind real und nicht erfunden. Die Namen wurden, bis auf die Kernfamilie, verfremdet, nur der erste Buchstabe stimmt mit den echten Buchstaben überein.




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