… – und warum freute ich mich, ihr Sohn, so darüber?
Meine Mutter hatte sich Zeit ihres Lebens beschwert und darunter gelitten, dass ihre Mutter, gebeutelt vom Krieg und ihrer Scheidung, es ihrer Tochter, trotz bester Noten und Interventionen der Lehrer, nicht gestattet hatte, das Abitur zu machen, geschweige denn zu studieren. Esteban war es, der sie aus dieser unendlichen Selbstentwertungsschleife rausholte. Er sah ihr Potential und forderte und förderte sie fortan, in einer Intensität, die sicher einzigartig war. Peu à peu steigerten sich die Besuche, bis zu wöchentlichen Treffen an einer Autobahn-Raststätte in der Mitte beider Wohnorte, über Jahre und Jahrzehnte. Jede Woche, immer mittwochs um 18:30, holte ich als Kind meine Mama mit dem Radl auf den letzten Metern ab. Ich war selig über diese Neuerung: Endlich war meine Mutter beschäftigt und ich damit etwas von ihrem strengen Radar verschwunden. Für einen Pubertierenden von 12 Jahren ein Segen. Esteban wurde wahrlich zu einem Hausfreund, mit speziellen Beziehungen zu jedem von uns. Oft besuchte ich ihn während meiner Sommerferien, er joggte mit mir, führte mich in die Geheimnisse des Holzschnitt-Drucks ein und ich lernte auf den Feldern hinter seinem Haus das Autofahren (was mein korrekter Vater nie erlaubt oder gemacht hätte). Folgerichtig führte auch, achtzehnjährig, meine erste lange Fahrt mit taufrischem Führerschein in meiner Ente zu ihm.




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